Ich hatte es in den letzten zwei Wochen immer mal wieder erwähnt, dass ich nach Köln zur Messe „Zukunft Personal“ #ZP15 fahren werde. Trotz der gefühlt ewigen Anreise. Damit es eine interessante Reise wird, hatte ich mich fürs Bahnfahren entschieden. Das erlebe ich in Deutschland immer wieder als ein Abenteuer. Wahrscheinlich bin ich von der Zuverlässigkeit der Schweizer Bahnen verwöhnt.

Damit die langen Zugfahrten keine „verplemperte“ Zeit sind, habe ich mich fürs Lesen entschieden. Zum x-ten Mal habe ich Jörg Buckmanns Buch über Frechmut in der Personalgewinnung [Werbung] eingepackt und schmökere darin. Ja, ich bin in dem Fall bekennende Wiederholungstäterin.

Vielleicht kennst Du das auch: selbst wenn Du ein Buch schon mehrmals gelesen hast oder einen Film mehrfach angeschaut hast, fallen Dir trotzdem immer wieder neue Aspekte auf. Und jetzt, unterwegs zur Messe Zukunft Personal, der Messe für neueste Trends und Entwicklungen im Personalbereich, bleibe ich im Buch an einer Stelle hängen: „Gerade im Bereich Human Resources verstecken wir uns oft noch zu gerne… Die Bereitschaft, etwas auszuprobieren, etwas zu wagen, ist tief. Ja bisweilen herrscht geradezu eine Nullrisiko-Mentalität.“

Das stimmt mich nachdenklich. Oft treffe ich Personaler, die sich mit ihren Abläufen, die sie seit Jahren so kennen, am Wohlsten fühlen. Sind es wirklich so viele Gewohnheitspersonaler, die lieber verwalten als gestalten? Bedeutet es, dass ich morgen in besucherleeren Messehallen stehe, weil sich viele Personaler lieber für das bequeme Umfeld ihres Büros entschieden haben?

Jörg Buckmann darf schreiben, dass Personaler sich in ihren Amtsstuben bequeme Wohlfühloasen geschaffen haben. Er ist erfolgreicher Personaler und hat das Personalmarketing der Verkehrsbetriebe Zürich neu gestaltet. Mit Gewissheit kann ich sagen, dass er nicht verwaltet, sondern sich ordentlich was traut. Nur wie sieht es denn mit all den anderen Personalern aus?

Ich bin hin- und her gerissen. Was stimmt denn nun? Fühlt sich die Mehrheit der Personaler wirklich in ihren Komfortzonen so wohl, dass sie einfach anwesend sind und das übliche Tagesgeschäft wie immer erledigen? Mir fällt spontan mein Artikel zur Blogparade Arbeiten 4.0 ein. Ich hatte beim Schreiben fest daran geglaubt, dass sich auch einige Personaler mit wenigstens ein paar Worten an der Diskussion beteiligen. Ein einziger Kommentar wurde geschrieben, von einem Bloggerkollegen. Die Personaler schweigen.

So gerne möchte ich dieses Bild des Personalverwalters zur Seite schieben und sagen, dass es auch wirklich tolle und engagierte Personaler gibt, die gerne mal etwas Neues ausprobieren. Das ist zumindest mein Wunschbild eines Personalers, der sein Unternehmen rockt. Superheld, Celebrity Personaler! Und glücklicherweise kenne ich einige Rockstars unter den Personalern. 😉

„Man kann nicht gewinnen, wenn man immer in Deckung bleibt“

 

…schreibt Jörg Buckmann. Und wie Recht er damit hat. Wer sich versteckt, wird meistens nicht gefunden. Und das ist in Zeiten des War for Talents nicht die beste Startposition, um wirklich die richtigen Mitarbeiter zu finden.

Was spricht dagegen, sich als Personaler zum einen im Unternehmen deutlich zu positionieren und zum anderen dem Bereich Human Resources nach außen eine Stimme zu geben? Ich bin mir nicht ganz sicher; ich vermute, dass entweder Bequemlichkeit oder Angst hinter dem Versteckspiel stecken.

Bequemlichkeit? Wie oft wird in Personalabteilungen gejammert? Zum Beispiel darüber, dass die Personaler nicht genug Wertschätzung der Geschäftsleitung erfahren, dass es keine ausreichenden Budgets für Personalmarketing gibt oder dass wegen des angeblichen Fachkräftemangels die Mitarbeitersuche manchmal Monate dauert. Dieses Jammern erscheint manchmal wie eine Ausrede. Um nichts Neues oder Zusätzliches tun zu müssen. Und erst recht, um nichts Neues wagen zu müssen.

Angst? Ja! Wer eine klare Position bezieht und seinen Standpunkt deutlich vertritt, der wird womöglich nicht mehr von allen gemocht. Das ist richtig – und gut so! Everybody´s darling zu sein hat noch nie jemanden weitergebracht. Jörg Buckmann drückt es so aus: „Wer seinen Kopf aus der Deckung hält, muss ab und an auch eine steife Brise aushalten können. Auch das erfrischt.“

Im letzten Jahr haben immerhin über 14.000 Fachbesucher an der Messe „Zukunft Personal“ teilgenommen. Offensichtlich gibt es doch einige, die für sich entschieden haben, das sie nicht mehr Verwalter sondern Gestalter sein wollen.

Mit diesen Gedanken beende ich jetzt den Tag – und freue mich auf den morgigen Messebesuch. Auf viele Inspirationen, Ideen und interessante Menschen!