Chef, ich bleib zuhause!
Erfolgsmodell hybrides Arbeiten?

Seit fast 1,5 Jahren ist die Welt COVID-bedingt im Wandel, in allen Bereichen. Es gibt wenig, wo wir uns auf das Vergangene und Bewährte dauerhaft verlassen können. Wir leben und arbeiten in einer schlecht planbaren Gesamtsituation. Das Marktumfeld scheint verrückt zu spielen. Zusammenhänge sind schwer oder gar nicht durchschaubar. Informationen sind ohne Medienkompetenz nicht klar zu deuten. VUCA pur.

Auch in den Arbeitswelten der Unternehmen hat sich vieles verändert. Die Pandemie-Krise machte Änderungen zwingend notwendig und so gab es vielerorts einen Digitalisierungsschub und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

Was fangen wir nach über einem Jahr Praxiserfahrung mit diesen Erkenntnissen an? Bleibt das Arbeiten im Homeoffice? Bleiben vermeintliche New-Work-Modelle in allen Unternehmen bestehen? Oder ist das nur mal wieder eine momentane Stimmung, wir gehen bald zurück an den Start und schaffen wieder die „alte Normalität“?

New Work ist mehr als Homeoffice

Manchmal werde ich selbst als Role Model für New Work genannt. Ich verstehe die Idee dahinter, denn als angestellte Führungskraft in Teilzeit mit paralleler Selbständigkeit könnte man das schnell glauben. Mein Arbeitsmodell ist kein Standard, was ich sehr schätze. Es ist auf jeden Fall fortschrittlich und beinhaltet ansatzweise Elemente von New Work. Und es ist nicht gleichzusetzen mit New Work, denn dazu gehört mehr:

„Das Ziel der Neuen Arbeit besteht nicht darin, die Menschen von der Arbeit zu befreien, sondern die Arbeit so zu transformieren, damit sie freie, selbstbestimmte menschliche Wesen hervorbringt.“ Frithjof Bergmann

Somit ist auch klar, dass Arbeiten im Homeoffice nicht gleich New Work ist.

Hybrides Arbeiten ist mehr als Homeoffice

Um auch hier Begriffsklarheit zu haben: Arbeiten im Homeoffice ist nicht gleichzusetzen mit hybridem Arbeiten, kann aber Teil davon sein.

In hybriden Arbeitsmodellen geht es darum, das mobile Arbeiten von irgendeinem Ort auf der Welt mit Anwesenheitszeiten im Büro zu kombinieren. Wie das Ganze funktioniert? Das kommt darauf an. 😉 Es gibt nicht das eine richtige Modell, sondern eine Vielzahl von Optionen, die sich aus verschiedenen Aspekten ergeben.

Die Dimensionen des hybriden Arbeitens

Ich weiß, dass der Hinweis „das kommt darauf an“ beim ersten Lesen wahrscheinlich keine befriedigende Antwort ist. Typische Berateraussage? Manchmal. Und in diesem Fall auch ganz klare Praxiserfahrung. Zu viele Elemente beeinflussen das Gestalten von hybriden Arbeitsmodellen. Es kann vielleicht sogar innerhalb einer Unternehmensgruppe oder eines Unternehmens sinnvoll sein, individuelle Regelungen zu schaffen.

Die Dimensionen des hybriden Arbeitens:

  • Menschen
  • Führung
  • Räume
  • Technik
  • Prozesse
  • Arbeitszeiten
  • Rechtliche Aspekte

Für den Impuls-Qualifizierungsverbund Vorarlberg habe ich meinen Input dazu präsentiert. Das Handout (als PDF) ist kostenlos – und sogar ohne Angabe der E-Mail-Adresse 😉 – unter diesem Link zu finden.

Es menschelt

Von all den genannten Dimensionen ist der Mensch zentral in der ganzen Betrachtung. So vielfältig wie Menschen sind, fielen auch Feedbacks in Befragungen aus. Ebenso die Hinweise, die ich zur Vorbereitung meines Impulsvortrags bekam. Ein paar Stimmungen:

„Ist hybrides Arbeiten ein gerechtes und faires Modell, wenn ein Teil der Mitarbeitenden in der Produktion arbeitet und keine Möglichkeit des mobilen Arbeitens besteht?

Warum wird Führungskräften das mobile Arbeiten leichter und schneller zugänglich gemacht als anderen Mitarbeiter:innen?

Bei einigen hat die Zeit der Lockdowns gezeigt, dass Arbeiten im Homeoffice nicht die optimale Lösung ist. Müssen Mitarbeiter:innen trotzdem hybride Arbeitsmodelle akzeptieren, wenn sie sich nicht daran beteiligen möchten?

Es ist einfacher, die Arbeitsleistung der Mitarbeitenden im Blick zu haben, wenn alle vor Ort im Büro sind.

Die Anforderungen beim Arbeiten im Homeoffice sind viel höher. Das Gefühl, mehr leisten und ständig erreichbar sei zu müssen, verursachen Druck und machen krank.“

Diese unterschiedlichen Aussagen haben etwas gemeinsam: Transparenz, Vertrauen und Kommunikation sind wesentliche Erfolgsfaktoren für hybride Arbeitsmodelle. Sie bilden das Fundament für die flexible Gestaltung neuer Arbeitsräume.

Lässt die Unternehmenskultur das zu? Haben Führungskräfte und Mitarbeitende die Kompetenz, in hybriden Systemen zu arbeiten? Und schon sind wir inhaltlich weg vom Thema Homeoffice und landen womöglich bei Organisations- und Personalentwicklung. Wie gesagt: Hybrides Arbeiten ist mehr als Homeoffice.

Mitarbeiterzentriertes Denken als Erfolgsfaktor

Die Boston Consulting Group trifft auf Basis ihrer Analyse „Creating People Advantage 2021. The Future of People Management Priorities“ eine klare Aussage:

„Put Employees at the Center Organizations must think of their employees as essential customers and must understand their needs in order to help them along the journey and enable them to succeed in the future.“ Analyse der Boston Consulting Group (BCG) und der World Federation of People Management Associations (WFPMA).

Fazit: Hybrides Arbeiten braucht individuelle Lösungen

  • Nicht jede(r) Mitarbeiter:in ist für Remote Work geeignet.
  • Nicht jede Aufgabe ist für Remote Work geeignet.
  • Nicht jede Organisationseinheit ist für Remote Work geeignet.
  • Nicht jede(r) Mitarbeiter:in möchte Remote Work nutzen.

„One size fits all“ wird nicht funktionieren. Hybrides Arbeiten braucht individuelle Lösungen. Vielleicht sogar so individuell wie jeder einzelne Mensch ist, wenn wir der Idee folgen, die Mitarbeiter:innen als Kunden wahrzunehmen.

In vielen Unternehmen war Remote Work in der Vergangenheit keine (beliebte) Option. Zu viele Bedenkenträger hatten sich durchgesetzt. Während der Pandemie haben die Mitarbeiter:innen bewiesen, dass es funktionieren kann. Es gibt keine Gründe mehr für ein Zurück. Die Frage die offen ist: Wie gestalten Unternehmen das Angebot?

Hier noch einmal der Link zum kostenfreien Input. Bei Fragen oder Interesse an einem Austausch zu dem Thema, bitte einfach eine E-Mail an mich. Oder im Sinne der Schwarmintelligenz den Blogbeitrag kommentieren und somit Austausch und Dialog ermöglichen.

Ich freue mich auf den Austausch.