Vorletzte Woche ging es bei mir turbulent zu. Meine To-Do-Liste war recht lang, unter anderem drei Blogartikel in einer Woche; davon zwei Gastartikel, die ich zugesagt hatte. Mein Plan würde aufgehen, wenn ich abends einfach eine zusätzliche Stunde fürs Schreiben einplante.

Das Telefon klingelte. So spät noch? Meine liebe Freundin Feli war am Apparat, gerade aus dem erlebnisreichen Urlaub zurück und wollte einfach mal erzählen. Und vor mir ein Stapel Material und die ersten fünf Sätze eines Blogartikels auf dem Bildschirm. Ich wägte ab:

  1. Sollte ich Feli sagen, dass ich erst noch wichtige und dringende Aufgaben zu erledigen hätte und wir besser am Wochenende in Ruhe telefonieren könnten? …oder…
  2. Sollte ich mir die Zeit für Feli nehmen, trotz aller Aufgaben, weil ich mich freute, dass sie wieder zuhause war und ich neugierig auf ihre Erzählungen? Das Schreiben würde ich dann in einer zusätzlichen „Spätschicht“ erledigen.

An dem Abend wurde der Blogartikel keine Silbe länger. Ich habe es mir mit einer Tasse Tee gemütlich gemacht und stundenlang haben wir über Felis wundervollen Urlaub in Florida geredet.

Wie organisieren wir unsere Arbeit? Konzentriert sich eine Person mehr auf Menschen mit deren Gedanken und Gefühlen oder ist der Fokus bei Objekten, wie zum Beispiel Aufgaben, Systemen oder Prozessen?

Metaprogramm Arbeitsorganisation „personenorientiert – aufgabenorientiert“ – wo ist der Fokus?

Dieses Metaprogramm beschreibt, wo die Hauptaufmerksamkeit eines Menschen in seiner Arbeitsorganisation liegt: beim Menschen oder bei Aufgaben. Wo ist der Fokus? Auch hier gilt wieder, dass es kein gut oder schlecht gibt. Vielmehr geht es darum, die zwei Außenpositionen des Metaprogramm-Reglers zu (er)kennen.

Erinnerst Du Dich an den Artikel „Gibt es sie überhaupt noch, die richtigen Mitarbeiter…“? Dort hatte ich schon im Beispiel von Kerstin, die den Empfang einer internationalen Unternehmensgruppe leitet, kurz über das Metaprogramm geschrieben.

Metaprogramm-Ausprägung „personenorientiert“

Diese Arbeitsorganisation wird in meinem persönlichen Beispiel deutlich. Ich hatte Wichtiges und Dringendes zu erledigen, und Feli ging für mich vor.

Wer personenbezogen ist, wird durch Menschen motiviert, eine Aufgabe zu erledigen. Die Menschen und Beziehungen stehen im Mittelpunkt. Personenorientierte Menschen organisieren ihre Arbeit so, dass sie sich auf Menschen und deren Gefühle konzentrieren können. Es gelingt ihnen leicht, gute Beziehungen zu anderen herzustellen.

Personenorientierte stellen sich immer wieder die Frage, wie sie andere zur Zusammenarbeit motivieren können.

Manchmal verlieren personenbezogene Menschen ihre Aufgaben aus den Augen, weil sie sich zu stark auf Menschen konzentrieren. Menschen sind so wichtig, dass sie zur selbständigen Aufgabe werden können.

Auch tendieren personenorientierte Menschen dazu, Beziehungen aufrecht zu erhalten, obwohl sie nicht mehr erfüllend oder produktiv sind.

Personenorientierung ist vorteilhaft für  Coaches, Personaler, im Kundendienst, am Empfang, für Mitarbeiter im Service.

Metaprogramm-Ausprägung „aufgabenorientiert“

Aufgabenorientierte Menschen sind durch die Aufgabe an sich motiviert. Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was getan werden kann, auf konkrete Handlungen. In meinem Beispiel wäre das Variante a gewesen.

Natürlich mögen auch aufgabenorientierte Personen andere Menschen. Wenn sie allerdings eine Aufgabe zu erledigen oder ein Ziel zu erreichen haben, dann konzentrieren sie sich auf ihre Arbeit, da die Dinge einfach zu erledigen sind. Beziehungspflege und Emotionen haben für sie wenig Spielraum am Arbeitsplatz. Für aufgabenbezogene Personen sind Menschen Teile von Systemen.

So kann das im Extremfall aussehen, wenn menschliche Beziehungen als Aufgabe verstanden werden 😉

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Manchmal wirken aufgabenorientierte Menschen sehr beschäftigt oder gar gestresst, da sie immer etwas zu erledigen haben; sie wollen ihre Aufgaben fertig machen.

Welche Aufgaben haben klare Ergebnisorientierung? Dort sind aufgabenorientierte Menschen gut eingesetzt, zum Beispiel Projektmanager, Buchhalter, Qualitätssicherung; durchaus auch im Verkauf oder Service, wenn Abschlussstärke gefordert ist.

Also personenbezogene Menschen für kundenorientierte Aufgaben?

Behalte gut im Blick, dass es keine Pauschalaussage gibt, welche Orientierung für welchen Arbeitsplatz immer die richtige ist.

In der Gastronomie sind zum Beispiel personenorientierte Menschen gut eingesetzt, im Sinne von „Wertschätzung schafft Wertschöpfung“. Eine Freundin erzählte mir von ihrem tollen Wellness-Urlaub in Tirol, den sie genoss, weil die Mitarbeiter des Hotels so aufmerksam waren. Eine Mitarbeiterin im Restaurant merkte sich gleich am ersten Tag die Spezialwünsche zum Frühstück und bereitete am nächsten Morgen alles schon entsprechend vor.

Personenbezogene Mitarbeiter werden sich immer die Zeit nehmen für einen kleinen Plausch; sie haben ein echtes Interesse am Menschen und seiner Geschichte.

Ein solcher Mitarbeiter wäre nun allerdings im Wirtschaftszelt der Dornbirner Messe oder beim Oktoberfest keine gute Wahl. Bei diesen Veranstaltungen kommt es einfach darauf an, dass die Logistik passt und die große Zahl der Gäste schnellstmöglich bedient wird. Da bleibt keine Zeit für ein Schwätzchen über den Garten, Kinder und Hund oder den aktuellen Dorfklatsch.

Schau also gut darauf, welche Einstellung Deine Mitarbeiter an der entsprechenden Stelle erfolgreich macht. Und je entspannter eine Arbeitssituation ist, umso leichter fällt es den Mitarbeitern, auch andere Positionen auf dem Metaprogramm-Regler einzunehmen.

Wenn personenorientierte Menschen mit aufgabenorientierten Personen zusammen arbeiten, kann es auch mal zu Reibungen kommen.

Das Metaprogramm „personenorientiert – aufgabenorientiert“ erkennen

Im Bewerbungsgespräch hat Dein Gesprächspartner Dir schon erzählt, was ihm an seiner Arbeit wichtig ist. Nehmen wir einfach mal an, es sei Spaß. Und ich hoffe inständig, dass Du diese Antwort immer häufiger bekommen wirst. 😉

Darauf nimmst Du Bezug: „Erzählen Sie mir von einer Arbeitssituation, in der Sie ganz viel Spaß erlebt haben. Was hat Ihnen gefallen?“

Ein personenorientierter Kandidat

  • spricht über Menschen und Gefühle
  • nennt Menschen beim Namen, verwendet persönliche Pronomen

„für Sie“, „für andere“, „unser Team“, „sich gut fühlen“

Beispielantwort: „Eine Kollegin von mir, Frau Haberkorn, kam total aufgelöst in mein Büro. Ich habe versucht sie aufzumuntern  und sie durch lustige Geschichten wieder auf andere Gedanken zu bringen. Es tat so gut, sie wieder lächeln zu sehen. Ich helfe meinen Kollegen gerne. Das macht mir Spaß. Und ich fühle mich wohl bei guter Stimmung im Team.“

Ein aufgabenorientierter Bewerber

  • spricht über Aufgaben, Prozesse, Werkzeuge
  • erwähnt selten Menschen, nutzt unpersönliche Pronomen „sie“ oder „man“
  • Personen werden zu Teilen von Prozessen

„Vorfall“, „die Menschen“, „Umstand“, Aufgaben erledigen“, „sich auf Aufgaben konzentrieren“

Beispielantwort: „Meine Arbeit bietet mir ein vielseitiges Aufgabengebiet. Ich bin von der Stammdatenpflege der Mitarbeiterdatenbank über die Vorauswahl der Bewerber und Führen der Interviews bis zur Empfehlung für eine Einstellung für den Rekrutierungsprozess verantwortlich.“

Falls Du noch immer unsicher bist, ob Dein Bewerber personen- oder aufgabenorientiert ist, dann stell doch zur besseren Einschätzung eine Testfrage: „Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine wichtige Aufgabe in 30 Minuten erledigt haben. Ein guter Kollege kommt aufgelöst in Ihr Büro und möchte auf der Stelle mit Ihnen über seine Krise sprechen. Was tun Sie?“

Zusammenfassung: Beziehungen pflegen oder Aufgaben erledigen?

Je nach Metaprogramm-Ausprägung werden sich die Menschen eher auf das Zwischenmenschliche oder auf die Aufgabenerledigung konzentrieren.

Es gibt kein gut oder schlecht. Jede Ausprägung bringt große Vorteile mit sich, wenn sie stärkenorientiert eingesetzt wird.