Zombie-Geschichten im Personalerumfeld? Ja, genau richtig. Denn während viele Unternehmen gerade händeringend nach Auszubildenden für die offenen Lehrstellen suchen, den Nachwuchsmangel beklagen und jammern, dass die Jugend von heute so anders ist, sind sie schon da, die Zombies. Die Generation Z wie Zombie. Kaum ist uns ins Bewusstsein gerückt, dass die Generation Y die Arbeitswelt beeinflusst, ist sie schon wieder out und wir dürfen über die Generation Z nachdenken.

Das Dilemma von Unternehmen, ihre offenen Stellen für Fachkräfte nicht optimal besetzen zu können, scheint sich auch auf die Ausbildungsstellen auszuweiten. Mythos oder bittere Realität?

Die tagesaktuelle Statistik für Vorarlberg zeigt, dass mit Stichtag 01. Mai 2017 insgesamt noch 224 Lehrstellen offen sind, während 240 Personen eine Lehrstelle suchen. Total übel wird mir – nicht wegen der Zahlen, sondern wegen der Bildwahl (wer zum Teufel denkt in so alten Rollenbildern?) – bei der geschlechterspezifischen Berufswahl:

Alte Rollenbilder - noch in der Berufswahl aktuell

Die deutsche Bundesagentur für Arbeit meldet in ihrem Monatsbericht März 2017, dass sich die Situation am Ausbildungsmarkt stabil zeige. „Sowohl die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen als auch die Bewerberzahl bewegen sich auf Vorjahresniveau. Rein rechnerisch übersteigt im März 2017 die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen die der gemeldeten Bewerber.“

Also, Ausbildungsstellen sind da, Lehrstellensuchende ebenfalls. Warum finden Sie denn nicht zueinander? Ich behaupte mal ganz provokativ, weil die Unternehmen sich zu wenig damit beschäftigen, wen sie brauchen. Lieber wird gesucht, ziellos rumgeirrt in der Hoffnung, die offenen Stellen besetzen zu können – statt sich intensiv mit dem Ziel, einfach die richtigen Mitarbeiter zu finden, zu beschäftigen.

Wer seine Zielgruppe nicht kennt, wird sie nicht finden können.

Generation Z – echt jetzt?

Schublade auf, Zombie rein.

Das ist nicht die Absicht hinter der Frage, wer denn nun die Generation Z ist. Und doch zeigt uns die Generationenforschung, dass es eben Tendenzen und Entwicklungen gibt, die weitestgehend eine Generation betreffen. Trotzdem ist es mir wichtig zu betonen, dass es Ausnahmen gibt und ein kategorisches Schubladendenken nicht gut ist. Diese „Zombie-Schublade“ ist auf jeden Fall ein gutes Hilfsmittel, um aufzuzeigen, was die Generation Z für uns im Arbeitsleben bedeutet.

Die Geburtsjahre ab 1995 gehören jahrgangsmäßig zur Generation Z. Diese Generation wächst auf in einer Welt mit Miley Cyrus und Conchita Wurst, Politikern wie Obama und Merkel und Eltern, die ihren Kindern jeden Stein aus dem Weg räumen wollen.

Die Jugendlichen werden mit dem Handy in der Hand groß, gehen unbekümmert und unkritisch mit den sozialen Medien um und sind es gewohnt, dass alles immer sofort verfügbar ist.

Ausbildungsmarketing Generation Z

Ja, die Jugend tickt anders.

Und warum Zombie?

Diesen Vergleich macht Prof. Christian Scholz in seinem Buch „Generation Z. Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt.“

Zombies

  • Erkennt man nicht auf den ersten Blick – das Geburtsjahr ist nur ein Indikator und blindes Vertrauen in altersbezogene Stereotype funktioniert nicht
  • Beißen und stecken an – Verhaltensmuster der Generation Z greifen auf andere Generation über
  • Sind bedrohlich – das Unbekannte und Anderssein macht Angst
  • Verführen zu falschen Handlungen – das Bild von der Generation Z ist weitreichend, von „Generation Weichei“ bis zu „wieder zu sich finden“; alles ist unklar

Das Buch von Scholz ist auf Basis seiner Forschung von der neuen Generation Z entstanden und empfehlenswert, um die Jugendlichen, die bereits jetzt Schulen und Arbeitswelt erobern, besser zu verstehen. Sowohl positive als auch negative Effekte der veränderten Denkweise zeigt Christian Scholz auf. Er möchte ein gegenseitiges Verständnis fördern und gibt sogar konkrete Empfehlungen für die Umsetzung in der Unternehmenspraxis.

Ausbildungsmarketing macht Sinn

Die Generation Z tickt nunmal anders – und ist eine eigene Zielgruppe. Und jede Zielgruppe braucht eine individuelle Ansprache, andere Kanäle, andere Prozesse. Der Köder muss dem Fisch schmecken.

Das soll nun keinesfalls dazu verführen, als Mittvierziger extrem jugendlich aufzutreten und im Youtuber-Stil über Pranks zu berichten, die mega nice waren und dazu führten, dass der andere völlig broke war. Alles klar, digga? … Wirkt albern, oder?

Das Ausbildungsmarketing darf berücksichtigen, welche Einflussfaktoren bei der Berufswahl entscheidend sind. Die Meinung der Eltern hat zum Beispiel ein hohes Gewicht bei der Entscheidung für den zukünftigen Beruf. Auch die Empfehlungen von Freunden werden gehört.

Wer also immer noch in die gute alte Zeitungsanzeige verliebt ist, der wird damit hoffentlich noch die Großeltern oder Eltern des Jugendlichen erreichen. Zumindest meine Oma hat es immer gut gemeint, mir Stellenanzeigen ausgeschnitten und gesagt, wenn in der Nachbarschaft eine Stelle frei war.

Mit dem alten Stelleninserat online zu gehen – und es im schlechtesten Fall als PDF 1:1 auf einem Online-Portal oder der eigenen Homepage zu veröffentlichen – ist auch kein zielführender Schritt. Denn wo informieren sich die Jungen online? Facebook als mögliche Antwort ist zurzeit noch ok. Fragt man die Generation Z, ist allerdings auch schnell klar, dass Medien, in denen sich Eltern und sogar Großeltern tummeln, nicht beliebt sind. Es braucht andere Kanäle, bewegte Bilder, Interaktion, soziale Bestätigung.

Der Bewerbungsprozess sollte dem Verhalten der Jugendlichen entsprechen: mobil, wenig Aufwand, schnelle Rückmeldung. Viele Bewerber für einen Ausbildungsplatz senden noch die gute alte Papier-Bewerbung. Ich nehme an, weil sie es in der Schule so lernen. Was schnell zu Frust führt, sind umständliche Bewerbermanagementsysteme, die den Blick des Kandidaten völlig außer Acht lassen.

Fast vergessen: Informationen auf der eigenen Homepage. Viele Ausbildungsunternehmen suchen zwar händeringend Lehrlinge, halten es aber für überflüssig, den Ausbildungsberuf auf der Homepage darzustellen. Und diese Darstellung sollte authentisch sein: ohne Stockphotos, denn auf die Daumen-Hoch-Grinse-Gesichter springt niemand mehr an. Die Beschreibung der Ausbildung soll nichts vertuschen oder beschönigen, sondern ein realistisches Bild geben.

3 knackige Überlegenstipps im Zombieumfeld

  1. Kenne die Zielgruppe: die Generation Z tickt anders.
  2. Ausrichten der Werbemaßnahmen an der Zielgruppe: der Köder muss dem Fisch schmecken.
  3. Noch kein Lehrling gefunden? Höchste Zeit, anders an das Thema heranzugehen.

Hauptsache kein Mathe: Azubi Recruiting 2017

Ganz aktuell gibt es noch mehr Hinweise, praktische Tipps und Erste-Hilfe-Maßnahmen im halbtägigen Seminar „Hauptsache kein Mathe: Azubi Recruiting 2017“. Wir liefern Ideen, wie die Lehrstelle 2017 doch noch besetzt werden kann und viele Anregungen, was für die nächste Werberunde optimiert werden darf. Interesse? Dann auf nach Osnabrück – am 02. Juni 2017 geht´s ums Überleben in der Zombie-Welt. 😉