Work Life Balance war lange Zeit eines der Modethemen, wenn es um Mitarbeiterorientierung ging. Und auch heute noch liefert mir Google innerhalb von wenigen Sekunden 1,83 Milliarden Treffer. Bilder von glücklichen Menschen tauchen auf, junge Familien strahlen in die Kamera und im Gegensatz dazu werden gestresst wirkende Menschen mit Laptop oder Aktentasche gezeigt.

Irgendwie ist das Bild entstanden, dass Arbeit und der „Rest des Lebens“ zwei Paar Schuhe sind. Menschen werden zweigeteilt dargestellt: eine Hälfte Arbeit, die andere Hälfte „Rest“.

„Ich habe nachgedacht und glaube, es ist die Arbeit, die meine Work Life Balance aus dem Gleichgewicht bringt.“ Twitter @Robsondebar

Und weil Arbeit ja anscheinend furchtbar unglücklich macht, sind neue Berufe entstanden, um für das Glück im Arbeitsleben zu sorgen. Feel Good Manager oder Well-Being-Beauftragte werden eingestellt, um regelmäßige Sportgruppen, Geburtstagstische, Tischtennis-Turniere oder Feierabendbiere zu organisieren. Im Januar 2017 erhielten die ersten offiziell in Österreich ausgebildeten Feel Good Manager nach bestandener Prüfung ihr Diplom.

Ich verfolge das Thema mit viel Skepsis. Zum einen, weil in meinem Verständnis die Führungskräfte verantwortlich sind, für die Integration ihrer Mitarbeiter zu sorgen und fördernde Arbeitsbedingungen zu schaffen. Zum anderen halte ich es für falsch, die Arbeitszeit gedanklich vom „Rest des Lebens“ zu trennen.

5 Antithesen zur Work Life Balance kannst Du mit Klick auf diesen Link lesen.

Work Life Integration statt Work Life Balance

Mittlerweile hat sich Work Life Balance abgenutzt und wer davon spricht, wird mit strafenden Blicken bedacht. Eine Balance sei nicht herzustellen. Außerdem seien Arbeit und Freizeit nicht mehr zu trennen, sondern vermischen sich und darum sei nun Work Life Integration das „heiße Thema“.

Fakt ist, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Am Abend noch die beruflichen Emails checken, während der Arbeitszeit flott durch facebook scrollen oder online das Hotel für den nächsten Urlaub buchen, nach Feierabend noch schnell im Homeoffice eine Präsentation erstellen. Das Unterscheiden von Arbeitszeit und Freizeit ist oft nicht mehr eindeutig möglich.



Ist es denn besser, wenn ich immer alles machen kann? Oder wächst damit der gefühlte Arbeitsdruck und schrumpft das Gefühl von echter Freizeit? Wahrscheinlich wird es individuell sehr unterschiedlich erlebt. Die einen fühlen sich dadurch freier, die anderen leiden unter der stetigen Erreichbarkeit und der fehlenden Grenze.

Darf Arbeit überhaupt Spaß machen?

Solange Stress, operative Hektik und ausgedehnte Anwesenheitszeiten das positive Image haben, dass jemand „so richtig reinklotzt und Gas gibt“, brauchen wir noch eine Weile für den Perspektivwechsel. Es gibt Menschen, die halten einen vollen Terminkalender für ein erfülltes Leben. Und wie oft haben wir in unserem Leben gehört, dass nur harte Arbeit erfolgreich macht?

Die vielen Ansätze, Wohlfühlatmosphäre in Unternehmen zu schaffen, Mitarbeiterzufriedenheit als eines der wichtigsten Ziele zu definieren oder sogar Feel Good Manager für Glücksentwicklung einzustellen, scheinen ja allesamt auf glückliche Arbeitswelten zu zielen.

„Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten“, soll Konfuzius angeblich gesagt haben. 😉

Schön wär´s oder? Wichtigste Voraussetzung für ein glückliches Arbeitsleben ist grundsätzlich, dass jeder stärkenorientiert  tätig ist. Und trotz aller Euphorie und Freude an der Arbeit wird es auch immer Phasen geben, in denen die Stimmung nicht gut ist oder Aufgaben zu erledigen sind, die ganz unten auf der Spaßliste stehen und trotzdem erledigt werden müssen.

Und ja, Arbeit darf Spaß machen. Ich habe es selbst vor einer Weile gespürt, dass diese Haltung für einige fremd ist. Bei Fotoaufnahmen im Unternehmen haben wir viel gelacht und gescherzt. Da bat uns die Fotografin, etwas weniger zu lachen. Hat die Welt die Vorstellung, dass wir Personaler immer stur und ernst durchs Leben gehen? Das ist ja eine putzige Idee. 😉

Hier noch der „Beweis“, dass es auch wirklich anders laufen kann:

Dieser Artikel ist im Sommer 2018 im Bordmagazin „PAUSE“ der Peoples Airline erschienen.

 

Arbeitszeit ist Lebenszeit

Arbeitszeit vom Leben trennen – wie soll das gehen? Oder ist es jetzt einfach modern, zu glauben, dass jeder zwei Leben hat? Ein Arbeitsleben und ein anderes?

Viele Menschen halten Arbeiten für ein notwendiges Leid, um Geld zu verdienen. Wenn Unternehmen keinen Sinn bieten, wenn die Mitarbeiter nicht wissen, an welchem größeren Ziel sie mitgestalten, dann dürfen wir Personaler auch nicht jammern, wenn Menschen einfach einen „Brotjob“ machen.

Daraus resultieren die Versuche, den Sinn außerhalb der Arbeit zu finden. „Ich lebe in meiner Freizeit“ heißt es und manch einer verlegt sein „Leben“ in den Feierabend oder gar in die Pension.

Arbeitszeit Lebenszeit Spaß


Aber das Leben ist zu kurz für später! Und Arbeitszeit ist Lebenszeit … und das Leben darf viel Spaß machen!


Im November 2018 war ich als Speakerin bei der Soirée am See von Saskia Winkler eingeladen und habe meine Gedanken zu Arbeit und Lebenszeit in einem Poetry Slam präsentiert. Hier ist es als nachträglich Aufnahme:

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Rahmenbedingungen für eine glückliche Arbeitswelt

Um optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen, dürfen wir nicht glauben, dass allein ein Tischkicker im Foyer oder Feierabendbiere die besten Lösungen sind. Das mögen nette Zusatzideen sein, aber im ersten Schritt geht es darum, eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen. Keine Raketenwissenschaft – und DAS Fundament für ein gutes Miteinander.