Olaf Kapinski von LEBEN-FUEHREN hat in der vorletzten Woche angekündigt, dass er 100 Stunden in einer Woche arbeiten wird. Früher hätte ich gedacht, dass so etwas Schwachsinn ist – und heute bin ich für viele Verrücktheiten zu haben. Also habe ich spontan und vorlaut auf meiner Facebook Fanpage angekündigt, dass ich dabei bin.

Schon wenige Minuten später dachte ich, dass ich viel zu vorschnell war. Nicht nur, dass 100 Stunden in einer Woche bedeutet, durchschnittlich fast 15 Stunden am Tag zu arbeiten, wenn ich auch am Wochenende arbeite, sondern auch noch die Frage mit sich bringt, ob ich wirklich Spaß daran haben werde. Ziele erreichen ist toll – und ich möchte meine Ziele mit Leichtigkeit erreichen. Also besser sein lassen?

Da war ja allerdings noch meine öffentliche Aussage „Word! Danke für die Inspiration; ich mache mit.“ Und wenn ich etwas sage, dann mache ich es. Sei es noch so verrückt.

Hier ein Minitagebuch. Ich habe es extra aufgeschrieben, damit ich es nie mehr vergesse! Und damit Du solchen Humbug für Dich nicht testen brauchst. Nimm meine Erfahrungen und profitier davon. 😉

# Tag 1, 10. August 2015

Vor dem Wecker werde ich wach. Ui, sogar vor fünf Uhr morgens. Das ist ein guter Start; offensichtlich bin ich energetisch schon auf meine Herausforderungswoche eingestellt. Am Vorabend habe ich noch auf die Schnelle meine großen Ziele für diese Woche festgelegt. Ich war da eher spontan.

Der Tag läuft nicht so rund, wie ich dachte. Zum einen fehlt Planung. Zum anderen gibt es einige Störungen. Dauernd piepst das Telefon. Warum schicken ausgerechnet heute so viele Menschen irgendwelche Nachrichten, die mich gerade nicht interessieren? Seitdem ich keine facebook-App mehr auf dem Handy habe, fühlte ich mich schon „befreit“. Heute nicht. Werde heute Nacht ein paar WhatsApp-Gruppen verlassen.

Mit meinen Gedanken an 100 Stunden setze ich mich unter Druck. Ich schaue dauernd auf die Uhr. Die Zeit vergeht so schnell und ich habe das Gefühl, nichts zu schaffen. Rom an einem Tag bauen, das war der Plan. Geht nicht auf. Schon heute nicht.

Morgen sollte es lockerer laufen. Zumindest gibt es einen Plan. Und weniger WhatsApp-Gruppen-Nachrichten.

Ach ja. Ich bin tierisch müde. Kann kaum noch meinen Namen schreiben. Zeit zum Abschalten.

# Tag 2, 11. August 2015

Wieder vor dem Wecker wach. So ein Tageslichtwecker ist was Feines. Ich stehe sofort auf – wow, das geht auch. Als ich meine ersten Zeilen schreibe, merke ich, dass mir vor Müdigkeit noch etwas flau ist.

Es läuft gut, das Schreiben geht mir flott von der Hand. Ich mache heute viel mehr Pausen als gestern, ist mein Eindruck. Weil ich mittags schon so viel erledigt habe, werde ich etwas faul. Logge mich doch mehr in Facebook und in meine Emailkonten ein, als geplant.

18:10 Uhr. Jetzt soll das zweite Modul vom Onlinekurs entstehen. Habe einen müden Schauer. Doch erstmal Kaffee? Entscheide mich fürs Loslegen und dann in einer halben Stunde Kaffee. Als Belohnung.

19:50 Uhr. Keinen Kaffee getrunken, sondern am Onlinekurs gearbeitet. Ich habe das Gefühl, mir fällt dazu nicht Neues ein. Bin lustlos. Deswegen lege ich das Kreative jetzt zur Seite. Und mache „Abarbeiten.“

# Tag 3, 12. August 2015

Heute Morgen habe ich den Wecker vorm Klingen ausgeschaltet und bin wieder eingeschlafen. Sechs Stunden Schlaf ist wenig. Für mich viel zu wenig. Darum ein verspäteter Start in den Tag.

Und egal wie wichtig mir meine beruflichen Projekte sind, es gibt auch noch andere Arbeiten, die erledigt werden müssen – also ist es fast Mittag, bis ich am Schreibtisch sitze. Ich merke, dass ich etwas gereizt bin.

Heute war ich nicht sonderlich produktiv. Ich habe nur die Hälfte der Arbeit geschafft, die ich mir vorgenommen hatte. Zu viele Ablenkungen, denen ich mich hingegeben habe. Am Nachmittag zu große Müdigkeit, um kreativ zu sein. Mein Kopf sagt, Du schaffst noch eine Stunde, halt durch – und ich spüre, dass das nur Qual sein wird mit wenig gutem Ergebnis. Also Feierabend.

# Tag 4, 13. August 2015

Gestern Abend habe ich wider aller körperlichen Hinweise dann doch noch einmal meine Unterlagen zur Hand genommen und eine Stunde lang bis Mitternacht versucht kreativ zu sein. Ging nicht.

Heute Nacht bin ich aufgestanden, um Sternschnuppen zu sehen. Trotz aller Müdigkeit bin ich um 3:30 Uhr aufgestanden. Ich war so kaputt, meine Augen konnte ich nur zu Minischlitzen öffnen. Habe 20 Sekunden geschaut, dann wieder ins Bett. Als heute früh der Wecker klingelte, wollte ich streiken – und habe es geschafft aufzustehen. Etwas verspätet und immer noch früh.

Seeeehr müde bin ich. Ich bin gerade etwas frustriert, weil mein Gefühl, nichts geschafft zu haben, von Tag zu Tag wächst. Ablage, aufräumen – so etwas funktioniert noch. Was Neues denken? Verbissen habe ich mich durchgebissen. Und das bringt, ehrlich gesagt, mal gar nichts.

Es kann kein Zufall sein, dass ich gerade heute über diese Artikel „stolper“, oder?

Beste Lösung: Rechner aus, ab ins Bett. Und morgen entspannt wieder starten. Guats Nächtle.

# Tag 5, 14. August 2015

Wieder früh aufstehen. Noch etwas müde. Ich genieße die Stille am Morgen, wenn ich auf der Terrasse sitze und mir den Sonnenaufgang anschaue. Das ist wunderschön!

Sonnenaufgang Brittenberg

Heute läuft es gut, ich schaffe viel. Das Einzige, was mich etwas ausbremst, ist die Technik. Die Verbindung zum Internet ist immer wieder unterbrochen. Ich merke, dass ich es einfach hinnehme, ohne mich gehetzt zu fühlen oder mich zu ärgern. Das würde eh nichts ändern. Gelassenheit ist fantastisch!

Ich erlaube mir heute, meine Lieblingsaufgaben aus meinem „Zielepaket“ für diese Woche rauszupicken. Das läuft gut. Ich vergesse beim Schreiben sogar die Zeit, bin im Fluss. So ein schönes Gefühl.

Eine Nachricht von Olaf: er macht heute früher Feierabend. Eine gute Idee. Ich schicke ihm noch schnell eine Nachricht, dass ich gerade schreibe, dass die 100-Stunden-Woche Blödsinn ist. Bin gespannt, wie sein Fazit dazu aussieht.

# Tag 6, 15. August 2015

Wie großartig das Leben ist. Ich habe ausgeschlafen und gleich ist die Welt wunderschön. Selbst der Regen. Ich genieße die Stille, den Regen und bin sicher, dass diese 100-Stunden-Woche interessant war und totaler Humbug. Mit so viel (selbstgemachtem) Druck und Stress wird einiges zur Qual.

Heute arbeite ich weiter. Mir sind vorhin bei einem Spaziergang so viele tolle Sachen eingefallen, die meine Kunden und Leser bestimmt gut nutzen können. Eine erste Skizze ist schon auf dem Papier. Die Umsetzung braucht nun länger als eine Woche – und das ist gut so, denn mit der Entspannung kommt die Leichtigkeit. Das werden auch meine Kunden spüren.

100 Stunden in einer Woche zu arbeiten ist für mich Blödsinn. Ich habe es mir nun selbst bewiesen. Wie Du wirklich Deine Produktivität erhöhst und damit leicht und effektiv Deine Ziele erreichst, findest Du im Artikel „5 Tipps für mehr Produktivität“.

Was ich in dieser Woche geschafft habe?

  • 8 Blogartikel geschrieben
  • Kompaktkurs „Wie Du einfach die richtigen Bewerber findest. In 6 Schritten zur effektiven Stellenanzeige.“ entwickelt. (Anmerkung: Der Gratiskurs ist in der damals entwickelten Form nicht mehr verfügbar.)
  • Mehrwöchigen Online-Kurs zum Thema Mitarbeiterfinde konzipiert; die Hälfte ist fertig.
  • Knapp 3.000 Tipps an Personaler verschickt, damit sie wieder mehr Spaß an der Arbeit haben.
  • 50 Facebook-Posts für meine Facebook-Seite vorbereitet
  • Viel über Social Media gelernt
  • Festgestellt, dass ich auch ohne Schokolade überlebe 😉

Zusammenfassung: Produktivität geht anders!

„Würdest Du die 100-Stunden-Woche noch einmal wiederholen?“, hat mich eine Freundin gefragt. Nein! In dieser Woche habe ich mir bewiesen, dass Produktivität nicht vom Arbeitspensum abhängt und auch 100 Stunden in einer Woche nicht viel mehr Ergebnis liefern als eine effektive „normale“ Arbeitswoche.

Für mich bleibt es dabei: Ich möchte Ziele mit Leichtigkeit erreichen. Und das funktioniert bestens.