Macher oder Analyst war die Überlegung, die ich im Newsletter angekündigt habe. Es geht um die Frage, ob eine Person auf äußere Einflüsse reagiert oder ob sie sie aktiv herbeiführt. Das Metaprogramm beschreibt das Motivationsniveau einer Person. Die Metaprogramm-Regler auf den äußeren Positionen heißen „proaktiv“ und „reaktiv“. Shelle Rose Charvet [Werbung] beschreibt die zwei gegensätzlichen Positionen als „Warten auf Godot“ oder „Mr. 100.000 Volt“.

Metaprogramm “proaktiv” oder “reaktiv” – was ist das Motivationsniveau?

Zur Veranschaulichung wieder ein Beispiel aus meinem Umfeld: Ein Bekannter von mir, Thorsten, ist ein erfolgreicher Unternehmer. Neulich habe ich ihm mal wieder geschrieben und er rief prompt zurück. Die Treffen mit ihm sind immer sehr spannend, da er große Visionen hat und tolle Ideen, was er als nächstes umsetzen wird. Ich mag unsere Gespräche, denn es gibt immer etwas Neues. Er hat immer als erster die neueste Technik, hat schon zig Ernährungstrends durchlebt und hat gerade einen Sandboarding-Kurs gebucht, um diesen Trendsport zu lernen.

Seine Mitarbeiter werden nervös, wenn er Urlaub hat. Dann liest er meistens einen Stapel Bücher. Jedes Buch bringt neue Ideen, was zur Folge hat, dass nach seinem Urlaub einiges umgestaltet wird. Thorsten ist dann nicht mehr aufzuhalten, wie eine Dampfwalze. Dann und wann wurden Neuerungen auch wieder zurück genommen, weil es in der Praxis an einigen Details scheiterte.

Thorsten hat vor Kurzem bei einem Golfturnier einen alten Studienkollegen wieder getroffen. Reinhard. Reinhard hat ein Dienstleistungsunternehmen und bei ihm läuft es gerade nicht so gut. Die Umsätze gehen seit einer Weile zurück und Kunden wandern ab. Reinhard analysiert seine Monatsergebnisse sorgfältig und sieht, dass er neue Kunden gewinnen muss. Er ist sich noch nicht schlüssig, welches Marketingkonzept das Richtige für ihn ist.

Inspiriert durch das Treffen mit Thorsten hat Reinhard einige gute Kunden, die länger nichts beauftragt haben, angeschrieben. Außerdem beschäftigt er sich nun mit neuen Vertriebskanälen, weil in Thorstens Unternehmen die Internetverkäufe stark zugenommen haben. Und er hat Thorstens Einladung angenommen, mit ihm einen Schnupperkurs „Sandboarding“ zu machen.

Metaprogramm-Ausprägung „proaktiv“

Thorsten hat ein proaktives Verhaltensmuster. Er ergreift die Initiative und ist sich sicher, dass er alles in der Hand hat, um sein Unternehmen weiter auszubauen. Er hinterfragt beständig den Status Quo und initiiert Verbesserungen. “Proaktiv” ist die vorausschauende Planung und die Vorbereitung auf unterschiedliche mögliche Entwicklungen.

Proaktive reagieren schnell auf Veränderungen, falls sie nicht selbst Initiator dieser Veränderung sind. Sie würden in einer fremden Stadt auch ohne Stadtplan losfahren. Sie lassen sich nicht gerne lange etwas erklären, sondern testen lieber.

Manchmal gehen Proaktive übereilig voran und können wichtige Menschen, Möglichkeiten oder Fakten übersehen. Auf andere wirkt der Proaktive dann wie eine Dampfwalze, die alles platt rollt. Wenn der Proaktive nicht die Chance hat, seine Energie in Aktion umzuwandeln, ist er schnell frustriert.

Führungskräfte sollten eher proaktiv orientiert sein, ebenso Unternehmer und Selbständige. Auch Vertriebler, die Neukunden gewinnen sollen, profitieren von einem proaktiven Muster.

Metaprogramm-Ausprägung „reaktiv“

Reinhard hat ein reaktives Verhaltensmuster. Er nimmt sich Zeit zum Nachdenken und Analysieren. Bevor er aktiv wird, möchte er die Situation verstehen. Dort, wo Analyse von Bedeutung ist, ist er am richtigen Platz.  Er stellt Fragen und reflektiert. Eine sehr genaue Vorbereitung ist eine der Qualitäten dieser Person in dieser Situation.

Bei Veränderungen der Umwelt gehen Reaktive eher überlegt vor. In einer fremden Stadt würden sie einen Stadtplan kaufen, bevor sie losfahren. Der Reaktive wartet auf andere, damit sich etwas verändert.

Die Kehrseite ist, dass Reaktive die Neigung haben, sehr lange nachzudenken und abzuwarten, bis ein anderer die Initiative übernimmt. Sie reagieren erst, wenn sie nicht mehr anders können. Wenn der Reaktive nicht gefordert wird, tut er nichts. Abwertend wird oft gesagt, dass Reaktive „Dienst nach Vorschrift“ machen.

Anwälte und Ärzte sind eher reaktiv. Viele Positionen in der Verwaltung und im Innendienst benötigen ein eher reaktives Muster, wie zum Beispiel Buchhalter. Stell Dir einen proaktiven Buchhalter vor. Da wird „kreative Buchhaltung“ Realität. ;o)

Metaprogramm-Ausprägung „inaktiv“

Diese dritte Dimension ist nicht Bestandteil der Sprach- und Verhaltensprofile von Shelle Rose Charvet [Werbung]. In einem Podcast bin ich darauf aufmerksam geworden, dass es auch Menschen gibt, die inaktiv sind. Selbst durch äußere Anstöße lassen sie sich nicht zu Handlungen motivieren. Wahrscheinlich würde man in dem Fall von einer Depression sprechen. Mehr Infos dazu (und auch zu den Metaprogrammen „proaktiv“ und „reaktiv“) findest Du im NLP fresh up Podcast, Folge 310.

Das Metaprogramm „proaktiv – reaktiv“ erkennen

Im Vorstellungsgespräch gibt es keine spezielle Frage, mit der Du gezielt das Metaprogramm des Kandidaten herausfinden könntest. Schau Dir aufmerksam seinen Lebenslauf an. Welche Hinweise geben Dir zum Beispiel seine Hobbies? Wie  verbringt er seinen Urlaub?

Wie ist die Körpersprache? Der Reaktive kann ohne Schwierigkeiten lange ruhig sitzen, während der Proaktive wahrscheinlich bald unruhig auf dem Stuhl hin und her rutscht, viel in Bewegung ist und durchaus auch Ungeduld zeigt.

Achte auf die Sprache des Bewerbers. Eine proaktive Person wird eine klare und eindeutige Satzstruktur haben. Sie spricht in kurzen Sätzen. Proaktive nutzen Worte wie „mach es, weitermachen, hineinspringen, realisieren, Initiative ergreifen, handeln, erledigen“. Eine reaktive Person nutzt eher lange und verschachtelte Sätze, manchmal unvollständig und spricht von Bedingungen. Typische Worte sind „nachdenken, analysieren, verstehen, warten, schauen wir mal, würde, könnte, sollte.“

Proaktiv: „Ich spiele zweimal in der Woche Tennis.“

Reaktiv: „Auch wenn sich alle fragen mögen, ob es wirklich nötig ist, regelmäßig Tennis zu spielen, so ist es doch auch wichtig, den geselligen Charakter dabei zu berücksichtigen.“

Bist Du auf der Suche nach proaktiven Mitarbeitern? Dann schreib in die Stellenanzeige, dass die Bewerber anrufen sollen. Das werden dann die Proaktiven machen, während die Reaktiven Dir lieber schreiben.

Ist „reaktiv“ nicht doch die schlechtere Variante des Metaprogramms?

Gibst Du in der Google-Suche „Macher oder“ ein, wird Dir automatisch die Suche „Macher oder Träumer“, „Macher oder Schwätzer“ oder auch „Macher oder Schwacher“ vorgeschlagen. Also ist nur proaktiv gut?

„Proaktiv“ hat sich zum Modewort entwickelt. Auch die Erfolgsliteratur gibt uns vor, dass nur proaktives Verhalten zum Durchbruch führt. Natürlich erreiche ich Veränderungen nur dann, wenn ich handle. Erfolgreich bin ich, wenn ich immer eine Nasenlänge vorne bin. Und ein Innehalten und Prüfen macht ebenfalls Sinn, um nicht wie eine Dampfwalze unterwegs zu sein und im schlechtesten Fall alle Aktivitäten mehr Schaden als Nutzen gebracht haben.

Auch hier gilt: je entspannter ich bin, umso besser kann ich auf beide Metaprogramme zugreifen. Ein Vorwärtsstürmer ist dann also in der Lage, sich etwas zurückzunehmen, einen Moment länger innezuhalten und abzuwägen. Der eher Abwartende kann schneller ins Handeln kommen und die Initiative ergreifen.

Also, sei entspannt und nutze die größere Wahlmöglichkeit. Und hab Spaß dabei!